Wettbewerbskorporatismus oder neue Machtressource? Gewerkschaftliche Betriebspolitik im Spannungsfeld der Korporatismuskritik
Der Artikel zeigt, dass der Erhalt der Beschäftigung in der Krise wesentlich das Ergebnis konfliktärer Aushandlungsprozesse auf der Betriebsebene war und nicht allein einer tripartistischen Vereinbarung auf der Verbandsebene zugeschrieben werden kann. Das „deutsche Beschäftigungswunder“ wird somit aus der spezifischen Form der industriellen Beziehungen in Deutschland erklärt, weil diese den Gewerkschaften einen direkteren Zugriff auf betriebliche Entscheidungen ermöglicht. Daraus wird verallgemeinernd abgeleitet, dass sich im Zuge der Standortsicherungsverhandlungen eine erweiterte gewerkschaftliche Betriebspolitik entwickelt habe, die betriebliche Machtressourcen für gewerkschaftliche Interessenpolitik erschließt. Diese Thesen werden auf der Grundlage einer qualitativen Auswertung von 66 Fallbeispielen empirisch begründet.